Meine 5 Minuten gehen diese Woche an... Freundschaften im Berufsleben!

...oder: Wie geht das nochmal?!

Wie haben wir das nur früher gemacht? Das habe ich mich letztens gefragt, als ich mal wieder einen Tag in Kempten hatte, an dem mir die Decke auf den Kopf gefallen ist und ich furchtbar Sehnsucht nach meinen Freunden in Mainz bekam. Wie knüpft man Freundschaften? Und mir ist schlagartig klar geworden, warum das früher so leicht war: Wir Menschen waren leichter. Im Kindergarten lief das in etwa wie folgt ab: "Magst du mit mir spielen?" "Ja, gerne!" Zack, bumm: Freunde. In der Schule war uns der Sitznachbar der Nächste, im doppelten Sinne. Und nach der Schule blieb immer noch Zeit für ein Hobby - über das man wieder neue Menschen kennenlernte. Im Studium wiederum saßen alle im selben Boot: Es gab hunderte Leute, die niemanden kannten. Also suchte jeder verzweifelt nach Anknüpfungspunkten und schwupp, bildete sich eine Clique. Freunde finden war also nie schwer. Und dann kommen wir in den Beruf und schwimmen auf einmal, was Sozialkontakte betrifft. Besonders diejenige, die - wie ich - weggezogen sind.


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Nach neun Monaten Schwimmen habe ich beschlossen, etwas daran zu ändern und ein paar Methoden ausprobiert, um neue Freunde zu finden. Das Ergebnis und die Chancen habe ich euch einmal zusammen gefasst. Die Bewertung findet nach vier Kategorien statt: Kennenlernmöglichkeit, Zeitaufwand, Ernsthaftigkeit der Absicht. Kennenlernmöglichkeit bedeutet, wie gut sich die Methode eignet, überhaupt Leute kennen zu lernen. Zeitaufwand heißt, wie viel Zeit ihr in neue Kontakte investieren müsst beziehungsweise wie lange es dauert, bis sich wirklich eine Freundschaft entwickelt. Ernsthaftigkeit der Absicht spielt darauf an, ob die Menschen Interesse an einer Freundschaft haben. Also los:


Arbeit

Über den Job neue Freunden zu finden, kann entweder wahnsinnig gut klappen oder gar nicht, denn das hängt von den Kollegen ab. Seid ihr als Mittzwanziger die Jüngste im Team und der Rest ist Anfang 50, stehen die Chancen eher schlecht. Denn selbst wenn ihr euch mögt, ist der Freizeithorizont ein ganz anderer. Sind die Kollegen aber in einem ähnlichen Alter, muss nur die Chemie stimmen und es könnte etwas werden. Schließlich habt ihr grob dieselben Interessen - ihr teilt euch ja einen Arbeitsplatz - und ihr verbringt unheimlich viel Zeit miteinander. Andererseits kommt ihr als Neuling in ein Team, das schon länger besteht und es "nicht nötig hat", neue Freunde zu finden. Deshalb müsst ihr mehr investieren. Das Manko ist bei Jobfreunden, dass ihr vermutlich irre viel über euren Job sprechen werdet. Im besten Fall wird das euer Ventil, um einfach einmal Dampf abzulassen, im schlechtesten Fall kommt ihr über dieses Thema nicht hinaus und eure Beziehung dümpelt auf Kollegenniveau herum. Der Vorteil ist aber, dass ihr nicht allzu viel Zeit benötigt, um eine Freundschaft aufzubauen, weil ihr eh täglich abhängt.

Kennenlernmöglichkeit: ☺☺☺
Zeitaufwand: ☺☺☺
Ernsthaftigkeit der Absicht: ☺☺☺

Facebook-Gruppen

Es gibt sie in jeder Stadt: Facebookgruppen wie "Neu in Köln" oder ähnliches. Hier läuft es ähnlich wie an der Uni: Jeder, der Teil davon ist, kam oder kommt neu in die Stadt. Die Möglichkeit, Menschen mit ähnlichen Interessen zu treffen, ist da. Aber: Manche Menschen sind seit Ewigkeiten dort und haben längst ihre Clique gefunden. Oder wenn jemand in die Runde ein gemeinsames Erlebnis vorschlägt, melden sich direkt 50 Leute, womit man leicht verloren geht. Die Option ist also per se nicht schlecht - und der Zeitaufwand ist auch gering, denn ihr müsst nur einen Post absetzen oder kurz antworten und etwas ausmachen, bevor ihr euch trefft - aber die Ernsthaftigkeit ist... naja, fragwürdig.

Kennenlernmöglichkeit: ☺☺☺☺☺
Zeitaufwand: ☺☺
Ernsthaftigkeit der Absicht: ☺☺

Stammtische

Über die Facebookgruppen kommt es manchmal zu Stammtischen. Zugezogene, manchmal auch Einheimische kommen, mal nur Männer, mal nur Frauen, mal gemischt. Ihr seht das Event in der Gruppe und müsst nur zusagen. Das Problem dabei: Zu einem solchen Stammtisch kommen viele Menschen. Für mich war das ganz schön überfordernd, vor allem weil du dich mit möglichst vielen unterhalten willst, was nahezu unmöglich ist. Auch das typische Kennenlernen ist anstrengend, erst Recht, wenn es in der Masse stattfindet. Bei mir blieben hier zwei, drei Leute hängen, mit denen ich gelegentlich schreibe, aber richtig etwas entwickelt hat sich dadurch nichts... Immerhin ist es zeittechnisch in Ordnung: Es "frisst" euch nur einen Abend, zumindest fürs erste.

Kennenlernmöglichkeit: ☺☺☺☺☺
Zeitaufwand: ☺☺☺
Ernsthaftigkeit der Absicht: ☺☺☺

Vereine

Die klassische Kennenlernoption. Aber auch hier sind oft schon Grüppchen, die sich gefunden haben. Ihr müsst euch also mehr anstrengen, um rein zu kommen. Die Absicht ist entsprechend auch gering (vor allem auch wegen des gemischten Alters), aber der Vorteil ist: Hier können sich Freundschaften ganz natürlich entwickeln. Ihr quatscht in der Runde nach einem Bier, werdet Teil einer Gruppe und findet ganz automatisch Menschen, die euch mal mehr sympathischer sind, mal weniger. Es ist eben nicht so erzwungen wie diese Stammtische oder die Gruppen. Und nebenbei tut ihr etwas, was euch mal auf andere Gedanken bringt.

Kennenlernmöglichkeit: ☺☺☺☺
Zeitaufwand: ☺☺☺☺
(bis auf das wöchentliche Treffen ergibt sich alles automatisch)
Ernsthaftigkeit der Absicht: ☺☺

Freundschafts-Apps 

Seit einer Weile gibt es auch Apps, die Freundschaften knüpfen unterstützen. Ich hab mir "friendsUp" runter geladen. Je nach Ort bekommt man dort zahlreiche Vorschläge von ebenfalls angemeldeten Menschen. Findet man sie sympathisch, wischt man, ähnlich wie bei Tinder, hoch oder wenn man sie nicht sympathisch findet runter. Der Vorteil (und gleichzeitig der Nachteil): Es dürfen sich nur Frauen anmelden. So will die App gegen Baggerattacken vorgehen. Aber: Männer können die App nicht nutzen. Noch ein Nachteil: Je nach Region gibt es nur wenige Vorschläge. Wer im tiefsten Spreewald wohnt, wird also die App nicht unbedingt nutzen wollen. Doch es gibt einen riesigen Vorteil: Von vorneherein ist die Absicht klar und über Chats kann man vorab checken, ob die Chemie wohl stimmt. Bei vier Mädels habe ich festgestellt, dass wir uns wohl besser nicht treffen sollten, aber eine habe ich bei einer Art "Freundschafts-Blind-Date" getroffen. Und jetzt sehen wir uns öfter, weil wir voll auf einer Wellenlänge sind. Bislang war also die App am erfolgreichsten :-). 

Kennenlernmöglichkeit: ☺☺
Zeitaufwand: ☺☺
Ernsthaftigkeit der Absicht: ☺☺☺☺☺

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